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Und plötzlich ist alles anders...

Nach den Tagen auf Guadeloupe haben wir uns nun entschieden Antigua anzusteuern. Antigua ist die Insel mit einer grossen Segelvergangenheit und Anlaufhafen vieler Segelyachten. Während der Sailing Week Ende April ist alles was mit Wind auf dem Wasser angetrieben wird, hier anzutreffen. Also auf nach Antigua. Wir laufen von Deshaies direkt in Jolly Harbour ein. Die Überfahrt verläuft wieder mal unspektakulär. Mit einem Windwinkel von 60 Grad und ca. 15 Knoten Wind sind wir mit 7 bis 9 Knoten unterwegs. Nach einigen Stunden sehen wir bereits Antigua und segeln daran vorbei Richtung Jolly Harbour. Hier heisst es aufpassen. Es gibt viele Untiefen und die Strände sind alle mitsamt sehr flach. So ankeren wir auf ca. 4 Metern vor Jolly Harbour und verbringen dort die Nacht bevor wir am nächsten Tag einklarieren wollen. Das Wasser ist türkis und erinnert an Postkarten aus Südseeinseln. Auch die Strände sind mit dem hellen Strand schön anzuschauen und geben gute Fotomotive ab. Am nächsten Tag klarieren wir dann in Jolly Harbour ein und erkunden gleichzeitig auch das Hafengelände. Es erinnert sehr an die Rodney Bay auf St. Lucia. Alles ist gut sortiert und europäisch angehaucht. Der Supermarkt bietet alles was das Herz begehrt. Es sind zwar keine Schnäppchenpreise, aber wenigstens bekommen wir alles. Wir machen uns dann von Jolly Harbour auch auf die Hauptstadt Saint John zu erkunden. Die Busfahrt dauert ca. 30 Minuten und kostet 3 Karibische Dollar. Umgerechnet ca. CHF 1.5 - faire Preise. Wir sehen so auch gleich etwas von der Insel. Saint John selber glänzt nicht mit Reizen. Am Hafen wo die Kreuzfahrtschiffe einlaufen ist alles fein rausgeputzt. In der Innenstadt siehts eher älter und dreckig aus.

Wir bleiben noch einen Tag in Jolly Harbour. Unsere Freunde von der Oktant kommen nach und wir warten hier auf sie. Nach deren einklarieren verlassen wir Jolly Harbour allerdings und ziehen weiter zum English Harbour. Die Überfahrt ist eigeWir ntlich kurz und wir motoren die Strecke ab. Auf halber Strecke weht uns der Wind voll auf die Nase und die Wellen bremsen uns auf 3 bis 4 Knoten ab. So wird die Überfahrt doch etwas länger und wir entscheiden uns, in Fallmouth Harbour abzubiegen und dort zu ankern. Die Bucht ist gut geschützt und das Wasser gegenüber Jolly Harbour klar. Es ladet zum Baden und Verweilen ein. In Fallmouth Harbour treffen sich die auch die "grossen Jungs" mit ihren Booten weit über 60 Fuss. Eine Regatta liegt an und es ist eindrücklich anzusehen wie die Schiffe die Bucht verlassen und sich mit ihren "Riesentüchern" messen. Fallmouth selber ist eher touristisch geprägt. Restaurants reihen sich aneinander und man bekommt ziemlich alles. Zu Fuss kann man auch den English-Harbour erreichen. Eine alte Festung aus der Kolonialzeit. Eindrücklich anzusehen und auf jeden Fall einen Besuch wert. Bei unserem Spaziergang wurden die letzten Ruderer aus der Atlantik-Überquerung begrüsst. Die Leistung der Athleten ist eindrücklich oder dumm - je nachdem wie man es sehen möchte - aber alleine 3 Monate rudernd auf hoher See erfordert eine ausgesprochene Kondition und mentale Stärke.

Und dann kam alles anders... Bis anhin hatten wir nur in den Medien den ganzen Rummel um Corona in Europa mitbekommen. Schulen werden geschlossen, Läden geschlossen, Ausgangssperre, etc. Auf Antigua hat man davon noch nichts gespürt, aber die Unsicherheit in der Bevölkerung wurde ebenfalls grösser. Wir haben deshalb vorsorglich mal unsere Vorräte aufgestockt und Diesel gebunkert. Falls wir ausgewiesen worden wären, müssten wir für eine Atlantik-Überquerung gewappnet sein. Dann ging es auch hier Schlag auf Schlag. Insel um Insel wurde geschlossen. Einige mit sanften Massnahmen, andere mit kompletten Lockdown. Die Schraube wurde fast stündlich angezogen. Man konnte sich in der Karibik kaum mehr bewegen. Die Inseln wollten keine neuen Gäste aufnehmen und haben deshalb dicht gemacht. Für uns heisst dies, bleiben wo wir sind, bis weitere Infos bekannt werden. Innerhalb der Inseln konnten wir uns noch bewegen, wir wollten aber auf sicher gehen und erstmal hier bleiben. Es wurden fast zwei Wochen daraus. Wir haben uns dann entschieden, nochmals nach Jolly Harbour zu wechseln. Einerseits brauchte ich dringend Ersatzteile für den Motor, andereseits wollten wir uns im Supermarkt in Jolly Harbour nochmals richtig eindecken. So machten wir uns auf den Weg nach Jolly Harbour. Nach zwei Tagen ist dann unser Teil auch eingetroffen und wir haben uns gleichentags auf die Nachbarinsel Barbuda aufgemacht. Es gab zu dieser Zeit noch keine Ausgangssperre und die Insel wurde als die Insel mit den schönsten Stränden angepriesen. Der Transfer war nur möglich, weil Barbuda und Antigua zusammengehören und keine neue Einklarierung nötig gewesen war. Vor der Abfahrt haben wir unsere Cruising Permission noch um 2 Monate verlängert und sollten so auf der sicheren Seite sein bezüglich der Aufenthaltsbewilligung. Die Überfahrt hat Spass gemacht. Wir konnten wieder mal das Code 0 einsetzen und nach so langer Hafenzeit hat das Segeln richtig guten getan. in Barbuda angekommen haben wir uns in der Low Bay niedergelassen und auf 2 Meter geankert. Die Strände hier sind wirklich phänomenal. Heller Sand - Türkis Wasser - Endlos und keine Leute. Ein Traum. Wir haben von hier aus den Hauptort Coddrington besucht und die Insel mit einem Guide besichtigt. Viel gibt es nicht zu sehen, aber die Vegetation ist spannend. Er schenkt uns zum Abschied noch 4 Langusten, die wir am Abend genüsslich mit Freunden grillen. Parallel werden die Schrauben auf Antigua und Barbuda aber nun angezogen: Ausgangssperre. Leute dürfen nur noch morgens in Gruppen von max. 2 auf die Strasse zum Einkaufen. Ansonsten muss man auf dem Boot bleiben. Wir halten uns nur teilweise daran, interessiert es doch niemanden ob wir am Strand sind oder nicht. Nach einigen Tagen wechseln wir nochmals die Bucht. Mit unseren neuen Freunden von der SY Catua und Tuesdays Child gehen wir auf Lobsterjagd. Erfolgreich. Es gibt bereits wieder Lobster zum Abendessen. Wir kaufen von den Fischern auch noch einen Red Snapper ab und lassen es uns gutgehen. Nach einer Woche wechseln wir dann in den Süden zu Spanish Point. Hier gibt es einige Boote mehr und wir sind nicht mehr ganz alleine. So halten wir uns hier auch an die Ausgangssperre und verweilen auf dem Boot. Die Kinder machen ab zum Spielen und wir können Schnorcheln oder Chillen. Viel gibt es nicht zu tun. Die Ausgangssperre wurde mittlerweile auf eine zweite Woche ausgedehnt.

Die Versorgung bleibt aber weiterhin gut und wir können die alltäglichen Dinge hier kaufen. Allerdings drängt sich für uns eine neue Planung auf. Ursprünglich wollten wir das Boot in der Karibik lassen um nochmals eine Saison anzuhängen. Mittlerweile können wir aber die sicheren Inseln im Süden nicht mehr anlaufen aufgrund der Eingangssperre. Somit gewinnt die Option zurücksegeln an Gewicht, wofür wir gerne noch etwas Crew hätten. Die Frage ist auch wohin wir segeln sollen. Die Azoren, die Anlaufstelle nach der Atlantiküberquerung nimmt keine Boote mehr auf. Auch die anderen Häfen in Europa sind zu. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als abzuwarten und darauf zu hoffen, dass sich die Situation bald normalisiert.

So bleiben wir gefangen im Paradies...

21. Etappe, 125 NM

4.3. 7 Stunden, 48 NM
7.3. 3 Stunden 45 Minuten, 10.9 NM
24.3. 3 Stunden 23 Minuten, 10.7 NM
26.3. 5 Stunden 34 Minuten, 36.4 NM
2.4. 45 Minuzrn, 3.5 NM
6.4. 4 Stunden 24 Minuten, 15.7 NM